"Community & Identity" Woods Bagot, Melbourne Innovation Precinct
Bei der Planung eines multifunktionalen Gebäudekomplexes in einem bestehenden urbanen Umfeld gilt es, verschiedene, erst einmal gegensätzliche Herausforderungen zu lösen: Eigenständigkeit versus Integration, Heterogenität versus Homogenität, Gemeinschaft versus Individuum. Das nutzungsdurchmischte Projekt Melbourne Innovation Precinct von Woods Bagot löst die scheinbaren Gegensätze auf. Es ist kleinteilig und dennoch eine Einheit. Und es hat eine starke Identität, die sich harmonisch in die Stadtstruktur eingliedert. Diese Qualitäten machen es zu einem Vorbild für ähnliche Projekte.
Bereits das Raumprogramm des Projekts Melbourne Innovation Pecinct ist stattlich: Neben der Ingenieurfakultät der University of Melbourne soll das Gebäude ein offenes Innovationslabor, die Science Gallery Melbourne, Wohnungen, Geschäfte und Kinderbetreuung enthalten. Noch größer ist der Anspruch, den die Architekten von Woods Bagot an die Außenwirkung ihres Gebäudekomplexes haben: Er soll den Stadtteil als in Australien führendes interdisziplinäres Zentrum für Innovation manifestieren; als Motor für Neuheiten, Produktivität und Nachhaltigkeit.
Der Standort ist für diesen Anspruch ideal: Das Gebäude bildet das Tor zu Melbournes Universitätsviertel an der Schnittstelle zur Innenstadt. Es ist an drei Seiten von Straßen umgeben. Die umliegende Bebauung ist sehr heterogen und variiert in der Höhe. Um das große Grundstück mit dem Umfeld zu verzahnen, schufen die Architekten einen öffentlichen Platz im Zentrum, der von diagonal verlaufenden Wegen durchkreuzt wird.
Die verbleibenden Flächen am Blockrand werden mit öffentlichen Nutzungen wie Geschäften und dem Innovationslabor bebaut. Ein durchgehender „Superfloor“ oberhalb der öffentlichen Nutzung verbindet die kleinteiligen, ebenerdigen Gebäude und bietet Raum für flexible Nutzungen. So entsteht eine öffentliche Zone, in der sich die bestehende Gemeinschaft des Viertels mit den neuen Nutzern trifft. Hier wird die Idee am deutlichsten: Wenn sich jede und jeder mit seinem Wissen und seiner Person einbringen kann, entsteht etwas wirklich Neues – Gemeinschaft von Individuen als Generator für Innovation.
Allein der zentrale Platz in der Mitte wird nicht überdacht. Er fungiert damit zusätzlich als Lichthof und dient zur natürlichen Beleuchtung von allen Seiten. Oberhalb des Superfloors bieten unterschiedliche Baukörper unter anderem Platz für die Räume der Universität und die Wohneinheiten für Absolventen. Sie erheben sich teils deutlich über die bestehende Bebauung.
Zusammengefasst werden die Gebäudeteile durch eine einheitliche Fassadengestaltung. Sie ist nach wissenschaftlichen Kriterien entwickelt worden. Ziel war es, so viel Tageslicht wie möglich ins Gebäude zu holen – ohne die störenden Effekte der Sonne wie Blenden oder Aufheizen. Entstanden ist eine Palette an Formen und Farben für eine ausdrucksstarke und dennoch zurückhaltende Fassadengestaltung. Mit ihr kann auf die Ausrichtung, die Sonneneinstrahlung, das Umfeld und die vielfältige Nutzung in dem Komplex reagiert und eine eigene Identität kreiert werden.
Nach dem einzigartigen Anspruch an das Gebäude gefragt, antwortet Hazel Porter, Direktorin und leitende Projektarchitektin bei Woods Bagot:
„Wir mussten das Angebot des Gebäudes für die Universität und die städtische Innovationskraft komplett neu denken. Wir haben neue Formen generiert – und noch wichtiger: sowohl Möglichkeiten für Bewegung und Vielfalt auf Straßenniveau als auch ein Maximum an Sonnenlicht, Aufenthaltsqualität und Nachhaltigkeit.“
Der vorliegende Beitrag ist Teil der Miele Architekten Kommunikation, die sich mit herausragender Architektur sowie zukunftsweisenden Ideen und Konzepten auseinandersetzt. Bei dem vorgestellten Projekt handelt es sich nicht um eine Miele-Referenz.