Das Wild Kitchen Project ist die zeitgemäße Antwort der teilnehmenden Teams auf Massentierhaltung und Lebensmittelverschwendung. „Wer nachhaltiges, gesundes Fleisch essen möchte, kommt an Wild nicht vorbei. Einem Reh in freier Wildbahn wird man niemals vorschreiben können, was es zu fressen hat“, unterstreicht Stephan Berghaus, Gründungsmitglied und Co-Koordinator der Initiative. „Wir haben uns aber nicht nur auf Wild spezialisiert, sondern folgen auch dem Nose-to-tail-Ansatz, versuchen also immer das ganze Tier zu verwenden.“ Deshalb schlagen sie das Wild selbst aus der Decke und kreieren Rezepte mit Innereien und Knochen. „Wir versuchen alles zu verwerten, um dem Tier als Lebewesen den größtmöglichen Respekt zu erweisen und nicht nur vermeintliche Edelstücke zu nutzen.“
Vom Bogensport zum Bestseller
Die drei Gründungsmitglieder haben sich über die 3D-Bogensport- Szene kennengelernt. Bei gemeinsamen Outdoor-Events entstand die Idee, nachhaltiges Wildfleisch, Rezepte und modernes Grillen miteinander zu verbinden. 2015 startete das Wild Kitchen Project mit vier Teams und gemeinsamen Treffen zur Rezeptkreation und Verkostung. „Wir waren von der Fülle und der Substanz der Rezepte schnell so begeistert, dass uns der Gedanke an ein Buch nicht mehr losgelassen hat“, erinnert sich Berghaus.
2016 war es so weit: Das erste Kochbuch des Wild Kitchen Project verließ mit Unterstützung von Sponsoren die Druckerei. Gründungsmitglied Jana Rogge brachte als Verlagschefin ihre Expertise ein und übernahm die Hauptkonzeption, Stephan Berghaus koordinierte die Teams und die Terminfindung, knüpfte Kontakte und half Rogge bei der Abwicklung. Von der Rezeptauswahl bis hin zum Layout wurde alles selbst gestaltet. Nach nur drei Monaten war die erste 2000er-Auflage vergriffen. Mit einem solch durchschlagenden Erfolg hatte keiner gerechnet, umso mehr diente er als Ansporn, das Projekt zu erweitern. „Wir haben zahlreiche Rückmeldungen von Jägern bekommen, die überrascht waren, was mit vermeintlichen B- und C-Cuts alles möglich ist. Aus Wildschweinhaxen wird Ossobuco, Rippchen kommen auf den Grill statt in die Luderkiste. Genau das wollten wir zeigen.“
Schon vor der Bucherstellung war das Wild Kitchen Project online aktiv, danach wurde noch intensiver kommuniziert. Über Social Media und die eigene Homepage wurden Ideen und Rezepte gepostet, dazu kamen YouTube-Clips in Eigenregie und mit Partnern. Zu Buch, Partnerprojekten und Online-Kommunikation gesellten sich Kochkurse, die die Herangehensweise des Projekts spiegeln. Pro Kurs wird gemeinsam mit den Teilnehmern Wild aus der Decke geschlagen, fein zerlegt in die im gehobenen Metzgerhandwerk üblichen Cuts und anschließend auf verschiedenste Arten zubereitet.