Habe ich bei dieser Sachlage überhaupt eine Chance, meine Mitarbeiter zu erreichen?
Die Antwortet lautet erfreulicherweise: ja. Es gibt eine aktuelle Dissertation hier an unserem Lehrstuhl, die anhand eines Modells versucht, die Situation von Pflegekräften in Krankenhäusern oder bei ambulanten Pflegeeinrichtungen abzubilden. Die konkrete Fragestellung dahinter ist: Wie gehen Pflegekräfte mit Belastung und Beanspruchung um und was gibt es für Faktoren, die diese Einflüsse abfedern können?
Zu welchen Erkenntnissen kommt diese wissenschaftliche Arbeit?
Dass man das Engagement eines Mitarbeiters nicht unterschätzen darf. Da geht es viel um intrinsische Motivation und das Erleben von Kompetenz bei den täglichen Aufgaben. Also: Wenn ich im Rahmen meiner Arbeit das Gefühl habe, selbstwirksam zu sein, dann kann ich auch schwierige Arbeitsbedingungen kompensieren, sozusagen besser damit umgehen. Diese Arbeitnehmer fühlen sich in der Regel ausreichend qualifiziert, erkennen einen Sinn in ihrer Arbeit und ziehen daraus ein starkes Selbstbewusstsein.
Zu welchen Erkenntnissen kommt diese wissenschaftliche Arbeit noch?
Die Dissertation zeigt auch, dass es zwei Arten von Arbeitsanforderungen gibt: solche, die den Charakter von Herausforderung haben, also zum Beispiel Arbeitsdruck oder Komplexität. Und wiederum solche, die klar alsbelastend erlebt werden, etwa ständiges Gestört- und von der eigentlichen Arbeit Abgehaltenwerden, zum Beispiel durch Tätigkeiten, die mit der eigentlichen Arbeit nichts zu tun haben. Ein Stichwort hier ist zum Beispiel übertriebene Bürokratie. Wenn ich es als Führungskraft schaffe, zu identifizieren, was die Mitarbeiter belastet und überbeansprucht, und Lösungen finde, kann ich einen Rahmen für eine funktionale und motivierende Arbeitsorganisation gestalten, in der Menschen gerne wirksam werden.